Hier sammle ich Texte, Poesie, Gedanken und alles was ich aufschreiben sowie in eine Tastatur tippen kann.
Das Pflaster auf meinem Herz
7. November 2025
Sowie ich mich mitteilen will, wenn etwas Schönes passiert, liege ich nun im Bett - mit meinem vom Sturz zertrümmerten Schienbein - und will einfach nur umsorgt werden. Getröstet, gestreichelt, gehalten. Jemand soll mir sagen, dass alles wieder gut wird.
Ich war in diesem Moment so verletzlich. So klein. Als ich mit starken Armen aufgehoben wurde. Mein Gesicht vergraben an eine warme Brust gegen die ich lach-weinen konnte. Meine Finger festgekrallt in einem weichen Pullover, der nach diesem Parfum riecht, dass ihm gar nicht gehört. Alles bis der Schmerz etwas nachließ.
Zu wissen, dass jemand da ist - dass sich jemand kümmert - gibt mir ein tiefes inneres Wohlsein. Mein inneres Kind sehnt sich danach. Immer wieder.
Für einen Moment habe ich mir gewünscht in diesen Armen nach oben getragen zu werden. Verarztet, ins Bett gebracht, geborgen. Stattdessen spüre ich diese Leere in mir. Diese Kälte. Mit Schmerz allein zu sein, ist nie schön. Egal ob physisch oder emotional.
Will ich deshalb so oft Aufmerksamkeit? Habe ich deswegen immer wieder ins Loch geschaut, anstatt daraus heraus? Mache ich mich klein, weil ich gelernt habe, dass Hilflosigkeit Nähe bringt - und Schwäche Geborgenheit?
Vielleicht ist das meine Strategie. Und sie tut weh.
Jemand soll mir bitte ein Pflaster aufkleben. Auf mein Bein. Und auf mein Herz. Das wird mir gerade so schwer.
Gedankenwandern
29. Oktober 2025
*Fingerschnips*
Plötzlich bin ich wieder da.
Fühle den Autositz unter mir, wie er sich inzwischen aufgewärmt hat.
Höre die Scheibenwischer im Einsatz vor sich hin quietschen.
Das monotone Kaugummikauen des Fahrers.
Der Regen prasselt auf das Autodach und läuft an den Fenstern hinab. Dort liefern sich die Regentropfen gegeneinander Wettrennen.
Wenn man genau in einen Tropfen schaut, sieht man die Welt auf dem Kopf.
Es poltert ungemütlich.
Der nächste Speedbumper.
Die kleine Stadt, die wir durchfahren zeigt sich geschäftiger als gedacht an diesem grauen Montagmorgen.
Und ich? Ich bin weit weg. Zumindest geistig.
Mein Körper fährt durch irgendwelche Landschaften im Kosovo, während mein Geist auf meiner Halloweenparty am Freitag steht. Plant und den Garten schmückt.
Mental entzünde ich die Feuertonne.
Zugleich bin ich im Kopf wieder in Berlin, komme in dieser altbekannten WG an, fühle das Knistern in der Luft.
Im nächsten Gedanken klimpere ich mit dichten Wimpern, einem Drink in der Hand und ein Lächeln auf den Lippen abends in ein neues Gesicht.
Gleichzeitig bin ich schon 4 Stunden in der Zukunft, am Flughafen, lese mein Buch am Gate.
Ich bin gedankenwandern.
Ein Fluch und Segen zugleich - an mehreren Orten gleichzeitig zu sein.
Wo bin ich nun wirklich anwesend?
Ich bin weg in Gedanken,
bis der Sog in meinen Verstand stoppt und ich - mit dem nächsten Fingerschnips - wieder zurück in der Realität lande.
Aber was ist schon die Realität?
Irgendwo zwischen Himmel und Erde
29. Oktober 2025
Entnervt sehe ich auf.
Der Delay beträgt inzwischen schon 2 Stunden.
Wie blöd, dass Mama schon losgefahren ist.
Ein schlechtes Gewissen liegt mir quer im Magen.
Es klettert langsam auf meine Brust, macht sich dort breit - wie eine dicke, fette Katze.
Mein Hals kratzt und die Klimaanlage macht es nicht besser.
Es ist Ende Oktober und irgendwer hat heute entschieden die Temperatur im Flugzeug auf 15 Grad zu stellen.
Ist das eine Wohlfühltemperatur in Serbien? Serbien, was geht ab, alter?
Nach einiger gefühlten Ewigkeit setzt sich das Flugzeug endlich in Bewegung. Beinahe 200 Seiten in meinem Buch später, rollen wir über die Startbahn.
Wir sind bereit zum Abheben.
Ich blicke von den Seiten auf, schaue nach draußen.
Es sieht bereits aus, als wäre es mitten in der Nacht.
Durch das Fenster blitzt mich repetitiv ein aggressives Licht an.
Ich lehne den Kopf an die kalte Flugzeugwand, atme tief ein und aus.
Ich kann eh nichts an dieser Situation verändern. Also: Entspannen und Vertrauen.
Endlich machen die Turbinen ihren gewohnten Krach.
Wir rollen langsam los. Werden immer schneller.
Der Lärm schwillt an, erreicht sein crescendo.
Ich spüre, wie Angst in mir aufsteigt. Ich verkrampfe.
Was, wenn etwas passiert? Was, wenn der Flug missglückt?
Die Lautstärke ist unangenehm.
Aber es war meine Entscheidung zu fliegen. Ich atme tief ein und aus.
Ich kann eh nichts an dieser Situation verändern. Also: Entspannen und Vertrauen.
Das Flugzeug verlässt den Erdboden. Wir heben ab. Langsam, aber gewinnen an Höhe.
So ein Flugzeugstart ist schon etwas wundersames. Etwas sechzig Personen werden in einem Metallvogel von A nach B transportiert - in mehreren tausend Metern über dieser wunderbaren Welt.
Wir sehen Belgrad von oben. Die ganze Stadt glitzert und leuchtet. Es hat etwas so beruhigendes und auch so nostalgisches an sich.
Eine erleuchtete Stadt bei Nacht, mit funkelnden Punkten und bewegten Lichtquellen.
Im Flugzeug ist alles dunkel. Das verzaubert die Leuchtkraft der Stadt.
Wie noch immer heiße Glut eines gemütlichen Lagerfeuers, die langsam verglüht.
Das Flugzeug rumpelt.
Eine Reihe Schmetterlinge fliegt in meinem Bauch auf.
Der Höhenanstieg kitzelt meine Bauchdecke - fast als wäre man das erste Mal verliebt.
Als stecke man irgendwo zwischen Himmel und Erde.
Magnetisierend langsam bewegen wir uns über die Welt hinweg.
Die kalte Luft kitzelt meine Nase.
Meine Jacke hält mich kuschelig warm.
Das Buch in meiner Hand verspricht mir Stunden in einer anderen, fantastischen Welt.
Ich blicke aus dem Fenster. Die Lichter und das Glitzern - sie ziehen mich in ihren Bann. Mein Herz erwärmt sich, und ich frage mich:
Verspricht auch diese Welt mir weitere Stunden in einer romantischen und fantastischen Geschichte?
Lebensromantik
23. Oktober 2025
Mir ist unterwegs aufgefallen, dass ich mich gerne mitteile. Die kleinsten Dinge will ich festhalten und sie jemandem zeigen.
Dass ich mit dem falschen Zug einen krassen Start am Freitag hatte,
dass ich ein atemberaubendes Konzert an diesem wunderbaren Wochenende hatte und nun meine Wochenendliebe wieder verlasse, um als Single durch die Welt zu bummeln,
dass mein Vergangenheitsich für mich gesorgt hatte & ich meinen Flug trotz vergessenem Perso nehmen konnte,
dass ich im Flieger keine 2 Sekunden die Augen auflassen konnte, sodass ich sogar den Snack verpasst habe! (Das passiert mir nie!)
& dass ich nun mit toller Aussicht in Warschau am Flughafen liege und mein Buch lesen kann.
Es ist schön sich mitzuteilen, aber feiere ich diese Dinge auch mit mir selbst?
So bedeutungslos wie jeder Moment ist, so magisch, kraftvoll und unendlich wertvoll ist er.
Weil dieser Moment gerade macht mein Leben. Es ist irrelevant was vorher war und was dann sein wird. Denn jetzt passiert mein Leben und das ist mir noch nie so bewusst gewesen.
Ich liebe es zu reisen und auch an Flughäfen rumzulümmeln. Im Flugzeug Tagebuch zu schreiben und auf meinen Snack zu warten, den ich dann Bissen für Bissen genüsslich mit einem Getränk meiner Wahl verzehre. Ich mache schamlos von allem, was ich cool finde, Bilder. Was sieht am ästhetischsten aus und insgeheim auch was könnte die meisten Likes generieren? Was sieht am beeindruckendsten aus?
Ich hab's mir schön gemacht und nannte es Reiseromantik. Wie wunderbar ist es, dass ich meine Reisen so genießen kann vor allem wenn ich alleine bin. Ich liebe es so sehr alleine zu reisen. Aber wie wunderbar könnte es sein, wenn ich das auf mein Leben übertrage?
Nicht um es jemandem zu zeigen oder zu posten, sondern um stets diese romantischen Momente mit mir selbst zu leben. Wie wunderbar wäre es, wenn ich mein Leben so genießen könnte vor allem wenn ich alleine bin.
Liebe ich es dann auch so sehr alleine zu leben?
Liebe ich es dann auch so sehr zu leben?